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Die Göttin, die Große Mutter. Ihre Geschichte erklärt.
Mütter im Zentrum
Wusstest du, dass noch bis 6000 vor unserer Zeitrechnung * die Verehrung der Frau und Mutter als Göttin und Lebensspenderin eine weltweite Gegebenheit war, die sich durch die Vorgeschichte bis zu den Anfängen der menschlichen Entstehung zurückverfolgen lässt? Zahlreiche Funde von Venus Figurinen und Tempelanlagen wie zB auf Malta bezeugen dies. In einer Zeit vor den schriftlichen Aufzeichnungen stand die Mutter im Mittelpunkt der Gesellschaft. Matrifokalität nenn man dies als Begriff, was übersetzt „Mütter im Fokus, Mütter im Zentrum“ bedeutet.
Leben ohne Krieg
Sie lebten in egalitären Gesellschaften. In diesen Gesellschaften wurde alles kollektiv besessen und verteilt. Sie waren auch in ihrem künstlerischen Ausdruck und ihrer Fähigkeit, Konflikte zu bewältigen, sehr weit entwickelt. Alle Menschen haben Konflikte, jedoch gibt es keine Überlieferungen von Waffen, so dass man davon ausgeht, dass diese Gesellschaften auch keine Kriege führten. Wie so viele matriarchale Kulturen, die es auch heute noch gibt, waren sie in der Lage, als Kollektiv für diese Konflikte Lösungen zu finden. Das war Teil ihres Wertesystems.
Leider änderte sich das alles und verwandelte sich zu dem, was wir heute als Patriarchat bezeichnen: 3000 v. Chr. drang eine massive, periodisch wiederkehrende Welle indoeuropäischer, männerzentrierter Nomadenstämme auf Pferden entlang der Donau in das alte Europa ein, kolonisierte und besiedelte es.Diese verehrten die Himmelsgötter, während die egalitären Kulturen, die die Erde als Göttin sahen, immerweiter unterdrückt und an den Rand des Kontinents gedrängt wurden, auf Inseln wie Kreta und Malta.
Göttinnenbewegung
In den 70er Jahren bildete sich vor allem in Nordamerika, Westeuropa, Australien und Neuseeland die Göttinnenbewegung heraus, inspiriert von der Arbeit von ArchäologInnen wie Marija Gimbutas, deren Interpretation von Artefakten, die aus dem "Alten Europa" ausgegraben wurden, auf Gesellschaften im neolithischen Europa hinweist, die "matristisch" oder "göttinnenzentriert" waren.
Seitdem hat sich die Göttinnen-Spiritualität zu einer anerkannten internationalen kulturellen Bewegung ohne zentralisierte Glaubensgrundsätze entwickelt. Einige der "Urmütter" der Bewegung unterrichten und forschen auch nach 50 Jahren noch tatkräftig.
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Mutter Erde
Viele Menschen, die sich in der Göttinnenbewegung engagieren, betrachten die Erde als eine lebende Göttin, engagieren sich im Ökofeminismus und befassen sich mit Umwelt- und ökologischen Fragen. TheoretikerInnen der Göttinnenbewegung sehen den Menschen nicht als Herrscher über die Erde, sondern als Teil der Umwelt der Erde und bezeichnen die Erde auch als "Mutter".
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